Über Tai Chi Chuan
“Tai Chi Chuan is philosophy, that permeats in through our body”
- Ma Tsun Kuen
Tai Chi Chuan ist . . .
nur schwer zu beschreiben, viel besser zu erleben. Wie mein Lehrer mir erklärte, ist es leichter zu sagen, was Tai Chi Chuan nicht ist: Es ist nicht Zeitlupengymnastik im Seidenanzug. Es bedeutet nicht Entspannung im Sinne von völligem Erschlaffen des Körpers, ebenso wenig ist es das Besiegen eines Gegners nach Punkten im (Turnier-)Wettkampf.
Der Begriff ‘Tai Chi’ (andere Schreibweise ‘Taiji‘) bezeichnet in chinesischer Sprache das Symbol, das viele als ‘Yin-Yang‘ kennen und das für zwei entgegengesetzte Pole und das Gleichgewicht zwischen ihnen steht. Es repräsentiert eine ganze Philosophie, von der einem möglicherweise einzelne Elemente auch schon begegnet sind, wie bei Erfahrungen mit Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM).
Das Wort ‘Chuan’ bedeutet ‘Faust‘ und weist auf das Wesen als Kampfkunst hin. Zusammen genommen, ergibt sich so ein erster Hinweis darauf, was Tai Chi Chuan (unter anderem) ist:
Eine Kampfkunst, die auf Entspannung beruht.
Entspannung in dem Sinne, dass keine überflüssige Anspannung vorhanden ist, sondern nur genau so viel, wie es die Ausführung einer Bewegung tatsächlich erfordert.
Tai Chi Chuan hilft bei . . .
Dem Tai Chi Chuan werden unterschiedlichste positive Effekte im körperlichen und psychischen Bereich nachgesagt. Etliche davon kann ich aus eigener Erfahrung und nach Gesprächen mit anderen langjährig Praktizierenden bestätigen.
Innerhalb der TCM bilden Tai Chi und Qigong eine der fünf Säulen dieser Medizin. Hier wird die Lebensführung als wichtiger Faktor zum Erhalt und zur Wiederherstellung unserer Gesundheit gesehen: was wir essen, womit wir uns beschäftigen und umgeben.
Dabei ist Qigong (auch I Chi Kung) wörtlich übersetzt das (beharrliche) Üben zur Pflege des Qi, das was uns beseelt und Vitalität verleiht. Die Übungen zielen auf das Training von Sehnen und Bändern sowie der Atmung und ergänzen somit optimal die Kunst des Tai Chi Chuan.
Beim Tai Chi Chuan ist es Ziel der Übungen, überflüssige Anstrengung beim Ausführen von Bewegungen zu erkennen und wieder zu einer natürlichen, unangestrengten Form der Bewegung zu finden. Je weiter wir uns diesem Ziel annähern, desto lockerer und flexibler werden unsere Bewegungen. Eine Verminderung von Spannungen fördert wiederum die natürlichen gesunden Körperfunktionen wie Blut- und Lymphkreislauf. Um dies zu erreichen benötigen wir Achtsamkeit uns selbst gegenüber. Während des Übens richtet sich der Fokus ganz auf das Tun, die Gedanken können endlich einmal zur Ruhe kommen. Auch deshalb wird Tai Chu Chuan als Meditation in Bewegung bezeichnet.
Beispielhaft für eine Vielzahl von Studien über die Wirkung von Tai Chi Chuan habe ich hier eine Auswahl aufgeführt:
Ma Tsun Kuen Stil
Wer über Tai Chi recherchiert, stößt recht schnell auf eine ganze Anzahl verschiedener sogenannter ‘Stile‘. Deren Namen leiten sich von den chinesischen Familien ab, innerhalb derer sie im Laufe der Zeit weitergegeben wurden. Die wohl bekanntesten sind dabei Yang, Chen, Wu und Sun-Stil
Was also ist der Ma Tsun Kuen Stil?
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Meister Ma Tsun Kuen war in den 1950er Jahren in seiner Heimat China bereits ein renommierter Kampfkünstler und hatte Shaolin Chuan, Waffenformen und Tai Chi Chuan trainiert, als er einen daoistischen Wandermönch kennenlernte. Von diesem lernte er zusätzlich verschiedene daoistische Prinzipien, die er in dann in seine Kampfkunst integrierte.
Wie viele andere Tai Chi Meister musste Ma Tsun Kuen anlässlich der Kulturrevulotion und der Machtübernahme durch die Maoisten China verlassen und kam über Taiwan nach Argentinien. Hier lebte er eher unauffällig und unterrichtete ab den 70er Jahren, zunächst nur auf Drängen des chinesischen Botschafters, eine kleine Anzahl von Schülern in Tai Chi Chuan, unter ihnen Fernando Chedel. Meister Ma unterrichtete die inneren Prinzipien, wie er sich selbst kennengelernt hatte. Als äußere Form hierfür wählte er die Formen des Yang-Stils, die zum damaligen Zeitpunkt in der westlichen Welt bereits eine gewisse Bekanntheit hatten. Doch passte er sie in den Details und der Ausführung an, ähnlich wie es der in die USA emigrierte Tai Chi Meister Cheng Man Ching tat, mit dem Ma Tsun Kuen Berichten zufolge befreundet und im Austausch war.
Im Laufe der Zeit entstand so eine Schule und die ‘Asociación Argentina de Tai Chi Chuan‘. Fernando Chedel trainierte bis zum Tod von Meister Ma im Jahr 1993 mit ihm und übernahm danach als sein Nachfolger die Schule in Argentinien. Zu Ehren seines Meisters beschloss er das weitergegebene Tai Chi ‘Ma Tsun Kuen‘ zu nennen.
Anfang der 2000er Jahre siedelte Fernando Chedel nach Spanien über, wo er bis heute lebt und in Seminaren die Kunst des Tai Chi Chuan vermittelt.
Ein Großteil der Formen des Stils entstammt ursprünglich dem Yang Stil, doch weist der Ma Tsun Kuen Stil weitere Elemente auf:
So gibt es eine Reihe von Basis- und Grundübungen, die wesentlicher Inhalt des Unterrichts sind und sich stetig wiederholen. Man kehrt immer wieder zu ihnen zurück, um sie mit weiteren Aspekten zu vertiefen. Das Lernen verläuft damit weniger linear sondern eher spiralförmig, das Wissen um die einzelnen Aspekte vertieft sich mit der Zeit immer weiter. So kommt es, dass fortgeschrittene Teilnehmer gemeinsam mit Anfängern trainieren können; die Übungen sind die Gleichen, die Niveaus jedoch unterschiedlich. Korrekturen erfolgen dabei individuell nach dem jeweiligen Stand des Erlernten.
Der Ma Tsun Kuen Stil beinhaltet folgende Elemente:
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Übungen für den Stand, in denen die Ausbalancierung des Körpers für ein größtmöglich entspanntes Stehen trainiert wird.
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Eine Übungsreihe zum Kennenlernen und Vertiefen der inneren Prinzipien, die dem Tai Chi Chuan zugrunde liegen. Diese Grundübungen schulen Koordination und Balance und werden regelmäßig wiederholt.
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Die ‘Formen’ sind Bewegungsabfolgen verschiedener Figuren, die eine Art ‘Kampf mit einem vorgestellten Gegner’ bilden (ähnlich der ‘Katas’ im Karate) und der vertieften Schulung der Tai Chi Prinzipien dienen. Folgende Formen können im Ma Tsun Kuen Stil erlernt werden:
Kurzform (13 Figuren, 8 Richtungen)
Langform (108 Figuren)
Schnellform
Partnerform
Waffenformen (Schwert und Säbel)
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Eine auf dem Ba Duan Ching und I Ching Chin basierende Übungsreihe, die entwickelt wurde, um den Körper zu stärken, die Qualität der Sehnen und Bänder zu verbessern und den Atem zu schulen (daoistische Atmung).
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Die Partnerübungen vertiefen das Verständnis der in den Formen geübten Figuren indem sie die Anwendung mit einem realen Gegenüber zeigen. Geschult werden Wahrnehmung und Sensitivität gegenüber dem, was von außen auf uns einwirkt und wie wir damit umgehen. Die Übungen werden ganz leicht, behutsam und spielerisch ausgeführt, wir respektieren die Grenzen des Anderen wie auch unsere Eigenen.
„Hinter diesem Himmel gibt es immer noch einen anderen.“
– Ma Tsun Kuen